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Schule

 

Gehört das Thema Cyber-Mobbing in den Schulunterricht?

Ohne Zweifel, denn die Schule ist der Ort, in dem viele Taten ihren Ausgang nehmen und die Beteiligten – Täter und Opfer mittlerweile besonders zwischen 9 und 17 Jahren – aufeinandertreffen. Mit dem Programm „Medienhelden“ liegt hierzu nun ausführliches Unterrichtsmaterial vor, das am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der FU Berlin erstellt und evaluiert wurde.

Die Ausgangslage ist eindeutig

Die Infrastruktur für die Nutzung digitaler Medien steht. Fast alle Haushalte in Österreich sind online, hinzu kommt eine zunehmende Ausstattung von Kindern und Jugendlichen mit internetfähigen Mobiltelefonen.
Viele dieser Geräte erlauben nicht nur das Anfertigen, sondern zugleich das Verbreiten von (selbst gemachten) Fotos, Videos und Texten bzw. Textnachrichten per Mail, Chat, Twitter, SMS, MMS usw.
Und wie immer, wenn etwas sinnvoll verwendet werden kann, steigt auch der negative Gebrauch: Beleidigende Texte, bloßstellende Fotos, so genannte „Happy-Slapping“– bzw. „Fight“-Videos rund um die Uhr als dauerhafte Onlinebelagerung von Personen sind Auswüchse des Phänomens Cyber-Mobbing.

Lange Zeit in seiner Verbreitung unterschätzt und von Eltern und PädagogInnen kaum wahrgenommen, gelangte das Thema mit der zunehmenden Popularität von Facebook und Twitter sowie den damit in Verbindung stehenden Mobbingfällen in den Fokus der Öffentlichkeit.

Cyber-Mobbing in Schulen thematisieren

Mit der zunehmenden Verbreitung von Cyber-Mobbing wird deutlich, dass das Phänomen in der Schule thematisiert werden muss. Gerade hier bietet sich einerseits die Möglichkeit zu Aufklärung und damit Prävention, andererseits aber auch zur Behebung und Aufarbeitung bestehender Konflikte. Denn oft stammen Täter und Opfer aus dem schulischen Umfeld, gehen vielleicht sogar gemeinsam in eine Klasse, da laut Autoren des Präventionsprogramms „Medienhelden“ die „größte Anzahl der Täter im Alterssegment von 10 bis 16 Jahren zu finden ist.

Dementsprechend ist das Unterrichtsmaterial ein Programm zur Prävention von Cyber-Mobbing sowie zur Förderung von Medienkompetenz, das sich insbesondere an Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren im Schulkontext wendet.

Dies ist zugleich aber ein empfindlicher Punkt bezüglich der Aufklärung und der Materialien zu Cyber-Mobbing:

Wie kann das Thema im Klassenverband quasi „neutral“ behandelt werden, wenn der Konflikt – unter der Oberfläche oder für alle spürbar bzw. im Internet ersichtlich schon schwelt?

Hierzu sagt die „Medienhelden“-Autorin Anja Schultze-Krumbholz:

Wie die Forschungsergebnisse zur Auftretenshäufigkeit von Cyber-Mobbing zeigen, dürfte rein statistisch gesehen jede Schulklasse Betroffene und Täter „beherbergen“.

Das Programm „Medienhelden“ setzt ganz gezielt darauf, dass nicht mit dem Finger auf spezifische Personen gezeigt wird, sondern dass alle das Thema gleichermaßen und allgemein behandeln.

Daher weisen wir Lehrkräfte auch immer wieder darauf hin, eben nicht die Beteiligten in den Mittelpunkt zu rücken, denn besonders Opfer würden dadurch noch einmal (im Fachjargon: sekundär) viktimisiert. Involvierte Schüler werden wahrscheinlich nicht vorbehaltlos an ein solches Programm herangehen, aber gerade darum geht es ja.

Wenn Täter ihre Handlungen gerechtfertigt sehen, jedoch nun in der Klasse feststellen, dass die Klassennorm dem widerspricht, wird es eine Einstellungsänderung bewirken, und Ansichten können sich an die positive Klassennorm angleichen, was sich wiederum auf zukünftige Handlungsabsichten auswirkt.

Die Lehrkraft soll hier in keiner Weise die Rolle eines Therapeuten übernehmen, sondern in akuten Fällen die Schüler an ebensolche weiterverweisen und sich im Notfall selbst Hilfe suchen, um Betroffenen zu helfen.

Das Präventionsprogramm „Medienhelden“ ist eher als präventive und nicht als akute Krisenmaßnahme konzipiert.“